ABOUT 7 HOURS AGO • 4 MIN READ

Zwischen den Zeilen #214: Weshalb Online-Dienste stets weniger nutzerfreundlich werden

profile

Zwischen den Zeilen

Vieles von dem, worüber ich schreibe, findet „zwischen den Zeilen" statt; nicht nur in den offensichtlichen Aussagen, sondern im Nachdenken, Reflektieren und Weiterdenken. In Zitaten, die hängen bleiben. In Gesprächen, die nachklingen. In Gedanken, die auftauchen und im Kopf bleiben.Auch der Slogan bringt das auf den Punkt: „Neue Perspektiven für Menschen mit Zielen.“ Denn darum geht’s mir Woche für Woche: Impulse geben. Denkanstöße liefern. Mut machen, anders zu denken und neue Wege zu gehen.

Andreas Hobi

Neue Perspektiven
für Menschen mit Zielen

Diese Ausgabe im Browser lesen

In dieser Ausgabe:

  • 🧘🏻‍♂️ Weshalb sich innere Ruhe selten laut zeigt
  • 🛜 Weshalb Online-Dienste stets weniger nutzerfreundlich werden
  • 🐒 Weshalb Menschen Newsletter schreiben, während Schimpansen im Urwald leben

Mein Lesetipp der Woche

In den sozialen Medien begegnen wir täglich Menschen, die behaupten, sie hätten ihren inneren Frieden gefunden, während Du beim zweiten Hinsehen merkst, dass genau diese Ruhe das ist, was diesen Menschen offenbar fehlt. Jia Tolentino beschreibt das so: „Viele der chaotischsten und emotional unruhigsten Menschen, die man kennt, posten regelmäßig darüber, dass sie endlich innere Ruhe gefunden haben.“

Mich fasziniert die Ironie: Wir inszenieren unser Glück, anstatt es zu leben. Wir schaffen Bilder von Balance, während wir innerlich straucheln. Und vielleicht tun wir das nicht einmal aus böser Absicht. Vielleicht ist es vielmehr der Versuch, uns selbst zu überzeugen; nach dem Motto: Wenn ich nur oft genug öffentlich sage, dass alles gut ist, wird es vielleicht irgendwann stimmen. Fake it till you make it.

Dabei wäre es so viel ehrlicher und letztlich auch befreiender, zu sagen: Ich suche noch. Denn wer seine Unruhe anerkennt, ist ihr bereits einen Schritt nähergekommen. Ich glaube, echte innere Ruhe zeigt sich selten laut. Sie ist leise, unspektakulär und braucht kein Publikum. Sie zeigt sich in Momenten, in denen wir aufhören, uns selbst etwas beweisen zu wollen.

Mein Denkanstoß der Woche

Am Anfang stehen fast alle großen Online-Dienste unter demselben Motto: „Wir machen das Leben der Nutzer besser.“ Sie lösen echte Probleme, wirken sympathisch, nahbar, idealistisch. Google wollte „die Informationen der Welt organisieren“ und „nicht böse“ sein, Facebook wollte „Menschen verbinden“ und YouTube war der Ort, an dem jeder seine Kreativität zeigen konnte.

Doch sobald genug Nutzer angezogen wurden, verschiebt sich der Fokus. Plötzlich wird der Nutzer nicht mehr als Ziel, sondern als Rohstoff gesehen: als Datenquelle, als Klicklieferant, als Werbefläche.

Es ist ein wenig wie mit einem Reiseführer, der Dir anfangs Sehenswürdigkeiten zeigt und später nur noch Geschäfte, die ihm Provision zahlen. Was als neutrale Orientierung begann, wird zu einer Verkaufsveranstaltung.

Google ist das Paradebeispiel: Früher bekamst Du exakt das, wonach Du gesucht hast. Heute bekommst Du, was Google will, dass Du es findest. Du bekommst, was das System für „relevant“ hält, was mehr Geld bringt oder Dich länger im System hält. Das Ziel ist nicht mehr, Dir zu helfen, sondern Dich zu binden.

Instagram war einst ein Ort für schöne Fotos. Heute ist es eine Bühne für Influencer, die vom Algorithmus bevorzugt werden, während die Menschen, die man persönlich kennt, kaum noch gesehen werden. Und Amazon empfahl Dir früher die passendsten Produkte; jetzt drängt es Dir eigene Marken und gesponserte Angebote auf, statt Dir neutral zu helfen, das Beste zu finden.

Vielleicht wird echte Innovation in Zukunft daran gemessen, wie sehr sie uns dient und nicht, wie sehr sie uns ausnutzt.

Mein Aha-Erlebnis der Woche

Wim Swinnen schreibt, dass wir Menschen uns genetisch kaum von Schimpansen unterscheiden. Und trotzdem: Schimpansen verstecken sich im Regenwald, während wir Hochhäuser bauen, Konzerne gründen und Newsletter schreiben. Was ist der entscheidende Unterschied? Ist unsere weiterentwickelte Sprache der Grund, weil sie es uns ermöglicht, miteinander zu kommunizieren?

Swinnen glaubt nicht, dass es die Sprache selbst ist. Sprache ist nur das Werkzeug, das sich aus etwas Tieferem entwickelte: unserem Bedürfnis nach Zusammenarbeit. Wir mussten uns immer aufeinander verlassen, um zu überleben, und dieses Bedürfnis brachte uns dazu, Gesten, Blicke und Laute zu kombinieren, bis daraus irgendwann Worte wurden. Ja, auch Schimpansen kommunizieren auf unterschiedliche Weise. Aber offenbar haben sie ein weniger deutlich ausgeprägtes Bedürfnis nach Zusammenarbeit.

Ich finde diesen Gedanken faszinierend, weil er das Bild des Menschen verschiebt: Nicht der klügste hat überlebt, sondern der kommunikativste. Nicht der Stärkste, sondern der, der am besten zusammenarbeiten konnte. Sprache war also nicht der Startpunkt, sondern das Resultat von Kooperation.

Wenn man das weiterdenkt, steckt darin auch eine stille Mahnung: Unsere größte Stärke war nie unsere Intelligenz, sondern unsere Fähigkeit, einander zuzuhören, Vertrauen aufzubauen und gemeinsam Lösungen zu finden. Vielleicht ist das der wahre Ursprung von Fortschritt: Kommunikation als evolutionäre Strategie.

Für mehr Informationen, lies jetzt den Artikel von Wim Swinnen:

Aus meiner Feder

Die KI macht nicht, was Du willst? Das kennen viele.

Der Grund: KI kann vieles, aber Gedankenlesen kann sie nicht. Noch nicht. 😉

Mit „Schreib mir eine E-Mail an meinen Chef betreffend meine Urlaubswünsche im nächsten Jahr“ zum Beispiel kann die KI wenig anfangen.

Geht es um zwei Wochen Urlaub oder um drei Monate? Wird der Urlaub abgestimmt oder beantragt? Ohne diese Details entsteht vielleicht ein Text, der so klingt, als wolltest Du Dein Büro dauerhaft gegen Hängematte, Sandstrand und Palme eintauschen.

Wie Dir die KI bei solchen (und vielen anderen) E-Mail-Anfragen hilft, erfährst Du in meinem neuen Buch auf 368 Seiten.

Deine Zeit ist wertvoll, und ich bin Dir dankbar, dass Du mir einen Teil davon schenkst und meinen Newsletter abonniert hast.

Willst Du mit mir in Kontakt treten? Hast Du Feedback oder Inputs zu den Themen in dieser Nachricht? Dann antworte einfach auf diese E-Mail. Ich freue mich über jede Nachricht!

Gefällt Dir dieser Newsletter? Dann erzähle doch bitte Deinen Freunden und Bekannten davon. Zum Beispiel, indem Du diese E-Mail direkt an drei Personen weiterleitest, die interessiert sein könnten. Vielen herzlichen Dank dafür!

Und wenn Du möchtest, kannst Du mich gerne mit einem kleinen Trinkgeld unterstützen. Vielen Dank schon mal im Voraus dafür! 🙏🏼

Du kannst Dich mit einem Klick von diesem Newsletter abmelden, indem Du auf den für Dich passenden Grund klickst:

Ich wollte nur das E-Book / PDF herunterladen

Der Inhalt interessiert mich nicht mehr

Der Newsletter erscheint zu oft

Der Newsletter ist zu lang

Zu wenig Abwechslung bei den Themen

Ich habe den Newsletter nie abonniert

Anderer Grund

Unsubscribe · Einstellungen

113 Cherry St #92768, Seattle, WA 98104-2205

Zwischen den Zeilen

Vieles von dem, worüber ich schreibe, findet „zwischen den Zeilen" statt; nicht nur in den offensichtlichen Aussagen, sondern im Nachdenken, Reflektieren und Weiterdenken. In Zitaten, die hängen bleiben. In Gesprächen, die nachklingen. In Gedanken, die auftauchen und im Kopf bleiben.Auch der Slogan bringt das auf den Punkt: „Neue Perspektiven für Menschen mit Zielen.“ Denn darum geht’s mir Woche für Woche: Impulse geben. Denkanstöße liefern. Mut machen, anders zu denken und neue Wege zu gehen.