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Zwischen den Zeilen #212: Weshalb es Unsinn ist, ständig nach „Rest-of-your-life“-Lösungen zu suchen

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Zwischen den Zeilen

Vieles von dem, worüber ich schreibe, findet „zwischen den Zeilen" statt; nicht nur in den offensichtlichen Aussagen, sondern im Nachdenken, Reflektieren und Weiterdenken. In Zitaten, die hängen bleiben. In Gesprächen, die nachklingen. In Gedanken, die auftauchen und im Kopf bleiben.Auch der Slogan bringt das auf den Punkt: „Neue Perspektiven für Menschen mit Zielen.“ Denn darum geht’s mir Woche für Woche: Impulse geben. Denkanstöße liefern. Mut machen, anders zu denken und neue Wege zu gehen.

Andreas Hobi

Neue Perspektiven
für Menschen mit Zielen

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In dieser Ausgabe:

  • 🧭 Weshalb es Unsinn ist, ständig nach „Rest-of-your-life“-Lösungen zu suchen
  • 📊 Weshalb es einfacher ist, einen Prozess hinzuzufügen statt einen Prozess zu entfernen
  • 🎓 Weshalb kleine Klassen nicht zu besseren Schülern führen

Mein Lesetipp der Woche

Wie oft suchst Du nach Entscheidungen, die für immer halten sollen? Der perfekte Job. Die perfekte Stadt. Der perfekte Sport. Iwana Johannsen schreibt, dass sie jahrelang genau diese „Rest-of-your-life“-Lösungen gesucht hat und erschöpft davon war. Erst als sie begriff, dass sie Dinge immer wieder neu justieren kann, fiel der Druck ab. Heute lebt sie glücklich in Portugal. Und wenn sich das ändert? Dann ändert sie es eben.

Das hat mich sofort angesprochen. Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der ich dachte, ich müsse den einen richtigen Weg finden. Ein Lebensmodell, das für immer passt. Aber das Leben ist ein Prozess; mit Kurven, Umwegen und Baustellen.

Ich habe im letzten Jahr 40 Flüge gezählt. 40 Mal ankommen, auspacken, einrichten. Als Selbstständiger ruht die Arbeit währenddessen nie, also muss ich immer wieder herausfinden, wie ich unterwegs produktiv bleibe. Mal funktioniert es mühelos, mal gar nicht. Ende September zum Beispiel war ich auf einer Kreuzfahrt und das Schiff bot dank Starlink erstaunlich stabiles Internet. Ich schrieb Texte, beantwortete Mails und führte einen Videocall im Hafen von Stockholm. Perfekte Bedingungen, fast zu perfekt. Denn ehrlich gesagt: Wenn alles zu reibungslos läuft, verlerne ich manchmal, wie viel Kreativität im Improvisieren steckt.

Die nächsten Tage bin ich in Los Angeles, dann für eineinhalb Wochen zurück in die kalte Schweiz, bevor es Ende Oktober zurück an die US-Westküste nach Seattle geht, wo meine Partnerin an einem internationalen Sportanlass teilnimmt. Arbeiten über Zeitzonen hinweg, mit wechselndem Internet, unterschiedlichen Hotelzimmern und vollen Tagen, das ist nicht immer bequem, aber es zeigt einem, was möglich ist. Unter welchen „widrigen“ Umständen man arbeiten kann, wenn man will.

Früher, im Angestelltenleben, dachte ich: Arbeit und Freizeit müssen klar getrennt sein, sonst funktioniert das Ganze nicht. Heute sehe ich das anders. Meine Partnerin und ich sind beide selbstständig, und wir wechseln mühelos zwischen Arbeit und Freizeit, mehrmals am Tag, egal wo wir gerade sind. Morgens ein paar E-Mails, nachmittags in den Freizeitpark. Oder umgekehrt. Oder ich sitze, wie im Bild oben vor zwei Wochen mit meiner Partnerin zuoberst am Rande des TV-Turms in Tallinn, schaue über die Stadt und genieße einfach den Moment, bevor es wieder an die Arbeit geht. Auch das ist Teil dieser Freiheit.

Vielleicht ist das die eigentliche Kunst: nicht nach dem perfekten System zu suchen, sondern sich immer wieder neu zu erfinden. Zu merken, dass „richtig“ heute anders aussehen darf als gestern. Dass Improvisation kein Notfallplan ist, sondern eine Haltung.

Und wenn sich das alles eines Tages nicht mehr richtig anfühlt? Dann ändere ich es eben.

Mein Denkanstoß der Woche

Komplexität wächst nicht, weil wir sie wollen, sondern weil sie das natürliche Nebenprodukt menschlicher Organisation ist. Jedes Mal, wenn ein Problem auftaucht, greifen wir reflexartig zu dem, was kurzfristig am einfachsten erscheint: Wir fügen etwas hinzu. Eine neue Regel, ein zusätzlicher Schritt, eine weitere Person, ein Meeting, ein Tool.

Das fühlt sich vernünftig an, weil es Aktivität zeigt. Niemand wird dafür kritisiert, etwas hinzuzufügen. Aber wenn man etwas streicht, lebt man oft gefährlich. Denn alles, was schon existiert, hat einen Verteidiger. Jemand hat es erdacht, genehmigt oder umgesetzt. Und wer versucht, es zu entfernen, stellt nicht nur den Prozess infrage, sondern auch die Entscheidung dieses Menschen.

So entstehen träge Systeme. Nicht aus Absicht, sondern aus Angst. Angst, Fehler einzugestehen. Angst, Besitzstände zu verlieren. Angst, Konflikte auszulösen.

Also wächst alles weiter: ein wenig mehr Bürokratie da, ein bisschen mehr Abstimmung dort, noch eine neue Funktion, die „zur Sicherheit“ integriert wird. Bis Unternehmen (oder Menschen) sich irgendwann mehr mit der Pflege ihrer eigenen Strukturen beschäftigen als mit dem, was eigentlich ihr Daseinszweck ist.

Sich dem entgegenzustellen, erfordert Mut. Aber wer das tut, verschafft sich einen Vorteil. Während alle anderen damit beschäftigt sind, ihre Komplexität zu verwalten, wirst Du beweglicher, klarer und schneller. Und plötzlich merkst Du: Das, was Du entfernt hast, hat Dir mehr gebracht als jedes neue Feature, jede neue Idee, jede neue Regel.

Mein Aha-Erlebnis der Woche

In seinem Buch Brain Rules schreibt John Medina, dass kleine Klassen überhaupt keine positiven Effekte auf die mathematischen Fähigkeiten der Schüler haben. Null! Der Grund: Wenn Schulen viele Lehrer einstellen müssen, um kleine Klassen zu ermöglichen, sinkt die durchschnittliche Qualität der Lehrkräfte.

Das ist ein spannender Gedanke: Wir alle wünschen uns individuelle Förderung, Aufmerksamkeit, das Gefühl, dass jemand persönlich für uns da ist. Doch wenn man ehrlich ist: Ein großartiger Lehrer kann selbst in einer riesigen Gruppe etwas in einem bewegen. Ein schlechter Lehrer dagegen kann auch im 1:1-Unterricht kaum Begeisterung wecken.

Und hier liegt für mich die Stärke von Online-Masterclasses. Sie drehen das Prinzip um: Nicht mehr Lehrer für weniger Schüler, sondern nur die besten Lehrer, diese aber für alle. Weltweit. Entscheidend ist, wer vorne steht, nicht wie viele im Publikum sitzen.

Vielleicht ist das auch eine Einladung, über Lernen im 21. Jahrhundert neu nachzudenken:
Was, wenn wir uns weniger auf Strukturen konzentrieren und mehr auf Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben?

Was meinst Du dazu? Hast Du schon einmal eine Online-Masterclass besucht, die Dich richtig gepackt hat? Oder glaubst Du, dass nichts den persönlichen Kontakt zu einem Lehrer ersetzen kann? Ich bin gespannt auf Deine Gedanken; schreib mir gern, wie Du das siehst.

Aus meiner Feder

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Zwischen den Zeilen

Vieles von dem, worüber ich schreibe, findet „zwischen den Zeilen" statt; nicht nur in den offensichtlichen Aussagen, sondern im Nachdenken, Reflektieren und Weiterdenken. In Zitaten, die hängen bleiben. In Gesprächen, die nachklingen. In Gedanken, die auftauchen und im Kopf bleiben.Auch der Slogan bringt das auf den Punkt: „Neue Perspektiven für Menschen mit Zielen.“ Denn darum geht’s mir Woche für Woche: Impulse geben. Denkanstöße liefern. Mut machen, anders zu denken und neue Wege zu gehen.