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Andreas Hobi |
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Neue Perspektiven für Menschen mit Zielen |
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In dieser Ausgabe:
- 📖 Weshalb wir lieber 10 × 2 Minuten lesen statt einmal 12 Minuten
- 🏛️ Was Sokrates’ Angst vor der Schrift mit unserer Angst vor der KI zu tun hat
- 🛃 Weshalb Zölle und Protektionismus schlecht sind
- 🦋 Wie der Schmetterlingseffekt Dein Leben verändern kann
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Mein Lesetipp der Woche
„Zwölf Minuten Lesedauer? Vielleicht ein anderes Mal.“ Diesen Satz schreibt der Lehrer Eric Sentell. Er beschreibt damit eine Realität, die Du vielleicht kennst. Zwölf Minuten Text klingt anstrengend. Aber zehn Posts à zwei Minuten? Kein Problem.
Unser Verhältnis zum Lesen verändert sich radikal. Heute überfliegen wir eher, statt dass wir einen Text komplett lesen. Matt Karamazov bringt es auf den Punkt:
Wir lesen zunehmend im „Schema-F“-Modus: Anfang lesen, Mittelteil scannen, Ende überfliegen – fertig.
Der Effekt?
- Wir konsumieren mehr Text, aber wir verstehen weniger.
- Wir erfahren mehr, aber wir behalten weniger.
- Wir lesen ständig, aber denken kaum noch darüber nach.
Manche Studien sagen: Unsere Gedächtnisspanne hat sich in zehn Jahren halbiert. Der Grund? Unsere Lesegewohnheiten haben sich dem Format von TikTok & Co angepasst.
Echte Klarheit entsteht nicht beim Scrollen, sondern beim Verstehen. Und Verstehen braucht eines: Aufmerksamkeit ohne Ablenkung.
Vielleicht liegt in der Zukunft nicht die Kunst, Inhalte noch effizienter zu konsumieren, sondern wieder tiefer bei einer Sache zu bleiben, einen Gedanken durchzudenken, und dem eigenen Kopf zu erlauben, selbst etwas daraus zu machen.
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Mein Denkanstoß der Woche
Sokrates hatte Angst vor der Schrift: In Platons Phaedrus war seine Sorge, dass wir durch das Schreiben unser Gedächtnis verlieren und damit unsere Weisheit. Heute wirkt das fast niedlich. Schließlich hat die Schrift uns Dinge wie den Buchdruck, Suchmaschinen und CTRL+F geschenkt. Klar hat sie uns etwas genommen, aber sie hat uns auch verdammt viel gegeben.
Und jetzt? Jetzt stehen wir wieder an so einer Schwelle. Künstliche Intelligenz. Auch sie nimmt uns Handlungsspielraum und gibt uns gleichzeitig Superkräfte. Die entscheidende Frage ist: Reicht das, was sie uns gibt, um das, was sie uns nimmt, auszugleichen?
Ich glaube: Das hängt davon ab, wie viel Handlungsspielraum Du heute schon hast. Denn der entscheidende Punkt ist: Handlungsspielraum kann Dir niemand schenken. Du musst ihn Dir nehmen. Erarbeiten. Zurückholen.
Das eigentliche Problem ist nicht, dass KI klüger ist als wir. Das eigentliche Problem ist, dass wir sie lieber machen lassen, statt selbst zu denken. Früher war Intelligenz der Engpass. Heute ist es Proaktivität. Wer fragt, gewinnt; aber nur, wenn er auch selbst Antworten findet.
Wir haben uns daran gewöhnt, Verantwortung abzugeben: an Apps, Algorithmen, Influencer. Wir lassen uns erklären, wer wir sind, was wir denken, wen wir daten sollten und wie viele Sterne ein Café verdient. Dabei, mal ehrlich: Wir wissen oft längst, was richtig wäre. Wir haben nur verlernt, auf uns selbst zu hören. Die Intuition ist noch da, sie wird nur übertönt. Vom Lärm der Welt. Vom Dauerrauschen der Empfehlungen.
Und wenn Du jetzt denkst: „Na gut, aber ich frag die KI ja nur, ob meine Mail gut klingt …“, dann frag Dich: Würdest Du auch jede Nachricht, jeden Satz zuerst mit Deinem Partner abklären? „Darf ich das so schreiben?“ Klingt nach einer toxischen Beziehung, oder?
Vielleicht sollten wir aufpassen, dass wir mit der KI keine ähnliche Beziehung eingehen. Eine, in der wir ohne ihre Zustimmung nichts mehr tun und irgendwann nicht mal mehr denken können.
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Mein Aha-Erlebnis der Woche
Mit Blick darauf, was aktuell im Land der unbegrenzten Möglichkeiten so vor sich geht, habe ich mich diese Woche ein wenig mit Zöllen und Protektionismus beschäftigt. Und dabei wurde mir einiges klar.
Nehmen wir mal an, Du willst ein Haus bauen. Du weißt, es gäbe hervorragende Ziegel aus dem Ausland; günstig, stabil, langlebig. Aber der Staat verbietet Dir, diese zu kaufen. Stattdessen musst Du teurere, brüchigere Ziegel aus dem Inland verwenden. Warum? Weil der Staat die einheimischen Ziegelhersteller vor dem Wettbewerb schützen will.
Das ist Protektionismus in Reinform. Und wie Charles Wheelan in Naked Economics erklärt, ist das zwar gut gemeint, aber selten gut gemacht. Denn wenn Unternehmen nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten müssen, fehlt der Anreiz, besser zu werden. Kein Druck, keine Innovation, keine Preisvorteile; stattdessen Stillstand und höhere Kosten für alle.
Henry Hazlitt bringt es in Economics in One Lesson auf die nächste Ebene: Zölle verlagern Ressourcen wie Geld, Arbeitskräfte und Energie weg von den produktiven, wettbewerbsfähigen Unternehmen hin zu den weniger effizienten. Das ist in etwa so, als würde man einem gut laufenden Betrieb die besten Leute wegnehmen, um einen maroden Laden künstlich am Leben zu halten. Die Wirtschaft als Ganzes verliert, auch wenn ein einzelner Sektor für einen kurzen Moment „gerettet“ wird.
Hazlitt macht zudem deutlich: Man kann nicht alle gleichzeitig schützen. Denn sobald man einer Branche Vorteile verschafft, geraten andere ins Hintertreffen. Wenn z. B. Stahl teurer wird, steigen die Produktionskosten für die Autoindustrie. Wenn die Autoindustrie dann auch Schutz will, verteuern sich Autos und die Transportunternehmen, die auf günstige Fahrzeuge angewiesen sind, geraten ins Schleudern. Der Versuch, jeden Bereich zu stützen, führt zu einem Dominoeffekt.
Thomas Sowell liefert in Basic Economics ein Zahlenbeispiel, das dies exemplarisch aufzeigt: In den 1980er-Jahren wurden auf Druck der Gewerkschaften in den USA Stahleinfuhren beschränkt, um Arbeitsplätze in der Stahlindustrie zu retten. Das hat funktioniert und 5.000 Jobs konnten erhalten werden. Aber der Preis dafür war hoch: 26.000 Arbeitsplätze gingen in anderen Branchen verloren, die unter den höheren Stahlpreisen litten. Der Gewinn für die Stahlindustrie lag bei 240 Millionen Dollar. Der Verlust für alle anderen zusammen: bei 600 Millionen.
Und was hat das mit Deinem Alltag zu tun? Eine ganze Menge. Wir halten an Gewohnheiten fest, die uns schützen sollen; vor Stress, vor Unsicherheit, vor Fehlern. Aber oft blockieren wir damit Fortschritt, Wachstum und Effizienz.
Wo hältst Du in Deinem Alltag an etwas fest, das Du loslassen solltest? Wo schützt Du etwas auf Kosten von etwas Besserem?
Schreib mir. Ich freue mich, von Dir zu hören: Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Wo stimmst Du mir zu und wo siehst Du es anders?
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Aus meiner Feder
Normalerweise tust Du etwas und erfährst die Wirkung direkt danach: Du stößt die Kaffeetasse um und der Inhalt ergießt sich über Deine Hose.
Was aber, wenn Du die Kaffeetasse umstößt und durch eine Verkettung darauffolgender Umstände ein paar Monate später der Dritte Weltkrieg ausbricht? Dann sprechen wir vom Schmetterlingseffekt; ein kleines, normalerweise unbedeutendes Missgeschick führt zu einem gigantischen Ereignis. Solche Dinge geschehen tatsächlich!
In diesem Artikel erfährst Du, wie sich der Schmetterlingseffekt auf Dein Leben auswirkt.
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